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Wenn Demenz auf alte Wunden trifft: Wie Familien sich neu ordnen müssen

  • Autorenbild: Wegbegleiterin mit Herz Vera Erb
    Wegbegleiterin mit Herz Vera Erb
  • 18. Juli
  • 1 Min. Lesezeit


Eine Demenzdiagnose ist nie nur eine medizinische Herausforderung, sondern beleuchtet auch das familiäre Zusammenleben. Was lange ignoriert oder verborgen war, wird plötzlich sichtbar: alte Konflikte, Rollenverteilungen, emotionale Verletzungen.


Familiensysteme unter Druck

In vielen Familien gibt es über Jahre etablierte Muster: Wer übernimmt Verantwortung? Wer bleibt im Hintergrund? Wer wird gehört, wer übergangen? Wenn ein Elternteil oder Partner erkrankt, geraten diese Strukturen ins Wanken. Jüngere Familienmitglieder übernehmen plötzlich Rollen, die früher anderen gehörten. Alte Ungleichgewichte, zum Beispiel zwischen Geschwistern, treten deutlicher hervor.


Manche pflegen aus Pflichtgefühl, andere aus Liebe. Einige tragen alten Groll mit sich, während sie gleichzeitig Verantwortung übernehmen. Diese emotionale Komplexität macht die Pflege oft doppelt schwierig. Unerledigte Konflikte brechen auf. Demenz zwingt Angehörige, sich mit der Vergänglichkeit auseinanderzusetzen und manchmal auch mit der Frage, ob Versöhnung noch möglich ist. Wenn Worte verschwinden, bleibt oft keine Gelegenheit mehr für klärende Gespräche. Das kann zu Schuldgefühlen, Reue oder innerer Distanz führen. Umso wichtiger ist es, sich frühzeitig damit zu beschäftigen: Was möchte ich noch sagen? Was kann ich loslassen? Was belastet mich?


Neue Chancen für Nähe

Trotz aller Herausforderungen bietet diese Phase auch die Möglichkeit, neue Verbindungen zu schaffen. Wer loslässt, erlebt oft Unerwartetes: Momente der Stille, in denen ein Blick mehr sagt als Worte. Berührungen, gemeinsame Rituale oder Musik können Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart bauen.


Viele Angehörige berichten, dass sie durch die Demenz ihrer Eltern oder Partner nicht nur belastet, sondern auch verändert wurden. Sie haben gelernt, Dinge anders wahrzunehmen, sich selbst neu zu entdecken und alte Muster zu hinterfragen.


Fazit

Demenz verändert nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das ihrer Angehörigen und eröffnet unerwartete Perspektiven.


 
 
 

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